pedalkultur

Asphaltbrücken

Es ist ja inzwischen vielen bekannt, dass die Radwege in der “Fahrradhauptstadt” Münster nicht zum Besten gehören, worauf man so fahren kann. Ein wesentlicher Knackpunkt, der erhebliche Komfort- und Geschwindigkeits- aber auch Sicherheitseinbußen mit sich bringt, ist die Gestaltung der Wege im Kreuzungsbereich. Der Hochbord liegt meistens ein paar Zentimeter über dem Fahrbahnniveau, was bedeutet, dass der Radweg an jeder Kreuzung abgesenkt werden muss. Dies passiert leider in den seltensten Fällen mit einem “sanften” Gefälle und niveaugleich zur Fahrbahn, sodass man den Unterschied kaum spürt. Stattdessen sind die Kanten häufig deutlich spürbar und die Winkel verhältnismäßig steil. In einigen Straßenzügen kann man dabei fast schon seekrank werden, so häufig geht es rauf und runter.

Denn fast überall ist das Queren einer Straße oder Kreuzung mit mindestens zwei Schlägen auf die Felge verbunden, je nach Geschwindigkeit und Bauweise des Rades merkt man das schon ordentlich. Sowohl als Fahrer als auch am Material. Wenn ich mit dem Rennrad und acht Bar Luftdruck in der Stadt fahre, habe ich mir angewöhnt diese Stellen mit einem kleinen Hopser zu “überspringen”. Mit einem vollgeladenen Lastenrad geht das natürlich nicht. Damit muss man an vielen Kreuzungen fast auf Schritttempo runter bremsen, um nicht den Einkauf nach der nächsten Kante von der Straße sammeln zu müssen.

Zum Glück gibt es aber einen (oder mehrere) Unbekannte, die dieses Problem erkannt haben und Abhilfe schaffen. Seit geraumer Zeit, tauchen an vielen solcher Punkte sogenannte “Asphaltbrücken” auf. Kleine Stücke Asphalt, die die Niveauungleichheiten zwischen Fahrbahn und Radweg ausgleichen und so ein komfortables und zügiges Fahren ohne Huckel gewährleisten.

Asphaltbrücke Hammer Str. stadtauswärts vor der Polizeidienststelle

Der oder die anonymen Aktivisten sind bereits im ganzen Stadtgebiet unterwegs gewesen und haben so einige Kreuzungen für Radfahrende entschärft. Das Sie ihr “Handwerk” verstehen zeigt sich auch daran, dass zum Beispiel auch Desire Lines berücksichtigt werden. Da wo viel Radverkehr herrscht, die Stadt dies aber nicht vorsieht, wie hier am Ludgerikreisel wo die kleine Querstraße von vielen als Abkürzung benutzt wird um nicht durch den Kreisel selbst zu müssen.

Asphaltbrücke an einer Desire Line am Ludgerikreisel

Anlass dieses Beitrags ist das aktuellste Werk, welches mir auf meinen alltäglichen Wegen begegnet. Der neu gestaltete Düesbergweg hat an der Ecke zur Hammer Straße auch noch eine Mittelinsel und besonders steile Kanten. Hier wurde vor kurzem eine Asphaltbrücke gebaut, sogar über die komplette Breite des Weges. Ich bin mir allerdings in diesem Fall nicht sicher, ob das nicht sogar von der Stadt selbst vorgenommen wurde.

Asphaltbrücke Hammer Straße/ Düesbergweg

Die Reaktion der Stadt in Form des zuständigen Tiefbauamtes auf die Asphaltbrücken ist übrigens abwehrend. Mit dem Argument, dass der Abfluss des Wassers nicht beeinträchtigt werden darf, werden die Brücken wieder entfernt, wie hier in der Presse erklärt wird…

Gleichzeitig werden solche Querungen neu gebaut:

Kreuzung Westfalenstraße / An der alten Kirche

Und an diesem Punkt muss ich leider wieder einmal feststellen, dass die Stadt Münster scheinbar kein ehrliches Interesse daran hat, den Radverkehr auf komfortablen, zügigen und sicheren Wegen fahren zu lassen. Es sind unter anderem solche Kleinigkeiten wie zwei Reihen Kopfsteinpflaster mit zentimeterhohen Kanten und Lücken so breit wie meine Reifen, die dafür Sorgen, dass das Label “Fahrradhauptstadt” nicht mehr als ein (leider immer noch zu gut funktionierender) Marketing Gag ist. Denn selbst wenn, ich nenne sie mal “engagierte BürgerInnen”, mit solchen Aktionen wie Asphaltbrücken auf das Problem aufmerksam machen, wird nicht an einer Lösung gearbeitet (einfach niveaugleiche Übergänge bauen, dass das geht zeigen einige positive Stellen in der Stadt) sondern mit fadenscheinigen Argumenten dagegen gehalten.

P.S.: Falls die Menschen hinter den Asphaltbrücken hier zufällig mitlesen: Meldet euch mal, ich wüsste da noch ein paar Stellen! Und noch was: Danke für eure Arbeit!